Vor ein paar Tagen hatte ich Besuch von einem Studenten, wir kennen uns seit ca 10 Jahren, längere Zeit nicht mehr gesehen, zuletzt vor 2 Jahren. Wir haben 5 Stunden zusammen gesessen und ich hatte/habe das Gefühl, noch nie ein so intensives Gespräch mit ihm gehabt zu haben.
Ist es die vergangene Zeit, ist es die Zeit, die uns beide älter, „reifer“ gemacht hat? Ist es die in der Zeit vergangene Erinnerung, die manches verschwinden oder verändert erscheinen lässt?
Was macht die Zeit eigentlich mit uns?
Was Zeit ist, lernen wir halbwegs in der Schule, in meiner Schulzeit war das eher ein „überzogenes“ Interesse in der 13., heutige Gymnasiasten sind da schon wesentlich fitter, wenn sie Interesse daran haben. Einstein hat uns allerhand über Zeit gelehrt, andere Physiker nach ihm haben das System erweitert, verfeinert, radikalisiert oder vernebelt…
Neben dieser „physikalischen“ Zeit gibt es ja dann noch die Zeit, die wir als Menschen „spüren“, die wir manchmal gern – wie Faust – aufhalten möchten, andererseits aber auch vor uns herjagen, sie solle doch schneller vergehen.
Philosophisch kann man die Zeit auch betrachten, was aber vielleicht eine andere Geschichte ist…
Über die Zeit sich Gedanken zu machen ist vielleicht etwas waghalsig, ist sie doch – bis dato jedenfalls – für uns Menschen begrenzt und alles, was gedanklich darüber hinaus geht, ist mehr oder weniger Spekulation, Phantasie, Erdachtes und Erwünschtes.
Von meiner Zeit sind etwa ¾ bereits vergangen, mein o.e. Gesprächspartner hat wohl mehr als das noch vor sich. Das Großartige am Zusammentreffen zweier so altersunterschiedlicher Menschen ist ….
… die Zeit…
…die Zeit, die zwischen ihnen liegt, die sie trennt, aber auch verbindet,
…die Zeit, die ermöglicht, Vieles von zwei Seiten zu betrachten: mit Lebenserfahrung und jugendlichem Leichtsinn, Nachdenklichkeit des Alters und Unerfahrenheit der Jugend.
Wie richtig ist doch die Antwort des 17jährigen an seinen Vater, der ihm vorhält „Als ich so alt war wie du…„, indem er ihm entgegnet: „Du warst nie so alt wie ich!„.
Gerade dieser „Leichtsinn“, diese „Unerfahrenheit“ machen doch erst möglich, dass junge Menschen etwas (oder sich) weiterentwickeln. Und ohne die Veränderung in der Zeit, ohne dieses „du warst nie so (alt) wie ich“ würde es sowieso nie stattfinden, wir würden noch in Höhlen leben und Wildschweine jagen…
Was also treibt die Zeit so? Mehr als nur Zeiger oder digitale Mechanismen zu bewegen? Wohl schon!
Ist sie vielleicht der Gedanke, der Menschen miteinander verbindet, der die Welt in gut und böse und der Denken und Handeln verbindet, aber auch trennt…
Ist also Zeit nichts anderes als unser Lebenscoach?